Gegen Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus – Respect-Workshops mit den Zweiten Klassen im Rahmen des RKE-Unterricht
Blogbeitrag RKE-Exkursion in die Synagoge
Louisa A.
Eigentlich wusste ich gar nicht, was uns in der Synagoge erwarten würde. Ich hatte zwar Bilder aus dem Unterricht im Kopf, aber trotzdem war alles ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Eine hohe Decke, an der ein Davidstern hing, ein grosser Chanukkia und Holzsitzreihen, für die Gemeindemitglieder feste Plätze und eigene Kästen haben – all das hatte ich nicht erwartet. Nachdem wir Platz genommen hatten, erzählte uns die Guide vieles über die Synagoge und jüdisches Leben in Zürich. Einige Feiertage und Traditionen kannte ich schon aus dem Unterricht, anderes war mir völlig neu.
Besonders beeindruckt hat mich der grosse Toraschrank. Alles ist auf Hebräisch beschriftet, und hinter einem schweren Samtvorhang befanden sich mehrere Torarollen, jede mit Samtmantel und kleinen silbernen Verzierungen. Manche trugen silberne Schilder, die anzeigen, welche Rolle gerade im Gebrauch ist. Die Schabbatrolle ist so zusammengerollt, dass man am nächsten Samstag direkt an der richtigen Stelle weiterliest. Der Schabbat ist der Ruhetag im Judentum, an dem bestimmte Arbeiten gemäss der Halacha nicht erlaubt sind. An diesem Tag, und bereits am Freitagabend, kommt die Gemeinde zusammen, und ein ausgewähltes Mitglied liest aus der Torarolle. Mich hat überrascht, dass die meisten Rollen privaten Familien gehören, die oft als Erinnerung an Verstorbene in Auftrag gegeben wurden. Dass eine Tora von Hand geschrieben wird und ein ganzes Jahr dauert, fand ich sehr beeindruckend.
Später gingen wir in einen Raum im hinteren Teil des Gebäudes, eine Art „Mini-Synagoge“, in der manche Menschen morgens vor der Arbeit beten. Der Raum wirkte moderner, da das Haus erst später dazugekauft wurde. Auch hier gab es einen Toraschrank mit mehreren Rollen. Darüber brannte ein Licht, das laut der Guide immer leuchtet – als Zeichen für die Gemeinde dafür, dass Gottes Gegenwart stets da ist. Ausserdem erklärte sie uns, dass jüdische Menschen beim Beten nach Osten ausgerichtet stehen, weil dort Jerusalem liegt.
Mir persönlich hat der Ausflug in die Löwenstrasse sehr gut gefallen. Ich wurde positiv überrascht, denn ich wusste vorher nicht, was mich erwarten würde. Ich habe die Synagoge mit einer neuen Perspektive auf Zürich und auf ein multireligiöses Zusammenleben verlassen. Auch wenn ich noch nie jemanden wegen Herkunft oder Religion beurteilt habe, wirkten manche Traditionen, Rituale und Regeln auf mich früher etwas kompliziert. Jetzt verstehe ich besser, weshalb sie existieren und welche Bedeutung sie für viele jüdische Menschen haben. Ich bin sehr froh, dass wir die Synagoge besucht haben – dadurch habe ich das jüdische Leben in Zürich besser kennengelernt.
Der Blogbeitrag entstand im Rahmen des RKE-Unterrichts (Religionen, Kulturen, Ethik) an der HoPro. Am 11. November 2025 nahm die Klasse 2a an einer Führung von «Dialogue en Route» teil und besuchte dabei die Synagoge der ICZ an der Löwenstrasse.


